-ba- NEUENKIRCHEN. Die neue Wetterschutzhütte an den Grafensteinen wird am Sonntag, 30. April, um 11 Uhr eingeweiht. Sie wurde im vergangenen Jahr in Gemeinschaftsarbeit der Heimatvereine Borghorst, Burgsteinfurt, Emsdetten und Neuenkirchen errichtet.
Federführend waren Hans Knöpker (Burgsteinfurt) und Gerhard von der Haar (Neuenkirchen) beteiligt. Rund 10000 Euro betragen die Kosten für den Bau der Schutzhütte, die von den drei Heimatvereinen getragen werden. 22 ehrenamtliche Kräfte waren im Einsatz. Sponsoren haben den Bau finanziell unterstützt.
Damit auch die Nachwelt noch nachsehen kann, welche Heimatvereine an diesem Bauwerk beteiligt waren, wurde ein Grundstein eingemauert mit der Beschriftung „Gemeinschaftsarbeit der Heimatverein Borghorst, Burgsteinfurt und Neuenkirchen im Jahr 2016“. Damit auch alle Heimatfreunde wissen, wo sich die Grafensteine befinden, werden noch Hinweistafeln angebracht.
Von der Emsdettener Straße kommend im Ortsteil St. Arnold/Rote Erde liegt hinter den Häusern Kahlert und Beermann der geschichtsträchtige Ort. Auf einer Sanddüne, inmitten von Heidekraut, Krüppelliefern und -birken, steht im Schnittpunkt der Kirchspielgrenzen von Borghorst, Burgsteinfurt, Mesum, Neuenkirchen und Emsdetten ein Ensemble von vier Steingebilden. Sie weisen darauf hin, dass hier über Jahrhunderte das Markengericht getagt und unter dem Vorsitz des Holzgrafen für Frieden unter den Markengenossen gesorgt hat. Die Vorstände der Heimatvereine von Neuenkirchen, Burgsteinfurt und Borghorst haben diesen Standort für wichtig genug gehalten, um für Wanderer und Radfahrer im Jahr 2016 eine Schutzhütte zu bauen.
Was sind das aber nun für Steine, die der Wanderer heute hier vorfindet? Einmal ist hier ein Grenz- oder Schnatstein, der zu der Gruppe von 102 Steinen gehört, die die Grenze zwischen dem Fürstbistum Münster und der Grafschaft Steinfurt absicherten.
Es handelt sich hier um die Nummer 1, die nach der Karte des münsterschen Leutnants Jansinck am 1. Oktober 1788 gesetzt wurde. Daneben gibt es einen weiteren Grenzstein, der die Nr. 8 trägt und den Beweis liefert, dass im Interessenausgleich zwischen Emsdetten und Mesum hier am 30. September 1997 Neuvermessungen mit dem Ergebnis durchgeführt wurden, dass Mesum nicht mehr an dem Schnittpunkt der übrigen Kirchspielgrenzen angrenzt. Für die beiden weiteren Steingebilde von etwa zehn und 15 Zentimetern Dicke ist die Herkunft nicht bekannt.
Schaut man sich alte Bilder an (ältestes Bild von 1926), so kommt man zu der Erkenntnis, dass bis etwa 1985 hier nur drei Steine auf dem kleinen Sandhügel standen. Neben den beiden Grenzsteinen gab es nur noch einen weiteren Stein, der im Volksmund „Grafenstein“ genannt wurde. Es ist allerdings eher unwahrscheinlich, dass dies der Stein sein soll, der über Jahrhunderte diesen Grenzpunkt markiert hat, insbesondere, da der Borghorster Heimatverein in seinen Sachberichten im Bezug auf den so genannten Grafenstein immer wieder neue Definitionen genannt hat: „Grafenstein auf der Haar“, ein „unbehauener Findling“, ein „uralten Granitblock“, „de graute Kiesling“ oder auch „Grauer Stein“.
Auch Franz Floer, der 1914 in seiner Dissertation über die Ostendorfer Mark berichtete, spricht davon, dass er mitten in der Mark auf Granitsteine gestoßen sei, die sich für ihn als verwitterte Zeugen einer längst vergangenen Zeit darstellten. Auch der Kunsthistoriker Uthemann, der im Auftrage des Vermessungsamtes des Kreises Steinfurt 1988 die Grenzsteine zur Grafschaft Steinfurt untersuchte, sprach von einem Findling.
Sollte der kleinere der beiden Steingebilde der berühmte „Grafenstein“ sein? Es sind keine Quellen bekannt, die Licht in das Dunkel der Geschichte werfen würden.