-ba-Neuenkirchen Rund 150 Heimatfreunde aus Borghorst, Steinfurt und Neuenkirchen nahmen am Sonntag an der festlichen Einweihung der Wetterschutzhütte am historischen Ort der Grafensteine teil. Bürgermeister Franz Möllering dankte für die Erstellung dieser Wetterschutzhütte allen ehrenamtlichen Helfern aus den drei Heimatvereinen. Allerdings passe das Wort „Hütte“ überhaupt nicht zu diesem Gebäude, stellte Möllering schmunzelnd fest. Es sei ein tolles Gebäude geworden, auf die alle beteiligten Heimatvereine mit Recht stolz sein können. In einer Zeit, wo Nationen sich in Europa abkapseln, werde hier an historischer Stätte Zusammenarbeit der beteiligten Heimatvereine demonstriert. Wenn man in der Einladung die Begriffe Schnatsteine, Grafensteine, Markengericht und Holzgrafen lese, so denke man zunächst, aus welcher grauen Vorzeit ist das. Wenn man den Text dann aber näher lese, dann bestätige sich der Gedanke der Vergangenheit, aber so lange ist das noch gar nicht her. Mit der Errichtung der Wetterschutzhütte an diesem historischem Ort hätten die Heimatfreunde den genannten Begriffen oder Formulierungen wieder Aktualität verliehen und damit in den Alltag zurückgeholt. Bürgermeister Möllering sprach den Wunsch aus, dass dieser Ort, vielleicht im Gegensatz zu früher immer ein Ort des guten Geistes und der Menschlichkeit sein möge. „Einen guten Geist in der Flasche (Busken) überreichte der Bürgermeister dann dem Vorsitzenden Heinz Becker für die Handwerker. Heinz Becker, Vorsitzender des Heimatvereins Neuenkirchen, freute sich über das Kommen der vielen Heimatfreunde. Er bedankte sich bei dem Sponsor Kreissparkasse für die finanzielle Unterstützung, dem Bauern Bernhard Dauermann für die Bereitstellung des Grundstückes und Charly Beermann, der in der Bauphase oft und gern geholfen habe.   Hans Knöpker (Burgsteinfurt) berichtete mit launischen Worten von der „Idee bis zur Entstehung der Schutzhütte“. Beim gemeinsamen Schnatgang der Heimatvereine vor vier Jahren sei bei schlechtem Wetter Idee zum Bau der Schutzhütte geboren. „Meine Frau war die Übeltäterin“, schmunzelte Hans Knöpker. Sie brachte Glühwein und Plätzchen und so hatten wir jede Menge Zeit zum Plaudern. Im Jahre 2016 nahm der Gedanke bei einer Besprechung im Landhaus Ostermann Formen an. Gottfried Bercks vom Heimatverein Burgsteinfurt erklärte sich bereit, einen Plan für die Hütte zu erstellen. Zunächst musste geklärt werden, wem das Grundstück überhaupt gehört, auf dem gebaut werden solle. Es gehörte dem Hollicher Bauern Bernhard Dauermann und gehörte aber zu Neuenkirchen. Als die Einverständniserklärung vorhanden war, begannen intensive Planungen. Hier bedankte sich Knöpker besonders auch bei der Firma Holzbau Brüggemann, die das gesamte Holz Millimetergenau zugeschnitten habe, so dass die 20 ehrenamtlichen Helfer exakt arbeiten konnten. „Unser Dachdecker huschte wie ein junges Kaninchen auf dem Dach herum“, erinnerte sich Hans Knöpker lachend und er hatte auch gleich einen Vorschlag, wie man das Gebäude am besten Pflegen und unterhalten könne:“Wir schenken es der Gemeinde Neuenkirchen“. Alfred Heptner, Vorsitzender des Heimatvereins Borgorst unterstrich die Worte seiner Vorredner. Die Zusammenarbeit der drei Heimatvereine sei Spitze gewesen. Diese Zusammenarbeit könne Schule machen bei den Schützenvereinen, die in bestimmten Orten einen schweren Stand haben. Herzliche Grußworte richtete auch die neue Vorsitzende des Heimatvereins Burgsteinfurt, Dr. Hermann, an die Heimatfreunde. Sie fand es sehr gut, dass die große Bank in der Hütte aus der Burgsteinfurter Friedenseiche stamme. Gottfried Bergs (Burgsteinfurt) präsentierte eine bilderreiche Ausstellung über die Bedeutung und Geschichte der Grafensteine. Es gab Grillwürstchen, Getränke und vom Kiepenkerl „was zu trinken“. Dazu gab es tolle musikalische Unterhaltung der „Rothenberger Jäger“.    

 

Zu den Fotos:

v. links Alfred Heptner (Heimatverein Borghorst), Heinz Epker, Hans Wermeling und Gerd Drunkemölle (Steinfurt), Heinz Becker (Neuenkirchen), Bürgermeister Franz Möllering

 

Ein Sandstein erinnert an die Erbauer der Schutzhütte

Kiepenkerl Walter Rabbers  hatte „was zu trinken“ dabei

Das sind die ehrenamtlichen Handwerker, die die Schutzhütte erbaut haben

Rund 150 Heimatfreunde kamen zur Einweihung der Schutzhütte an den Grafensteinen

Gottfried Bercks mit seiner Ausstellung „Bedeutung und Geschichte der Grafensteine“

Die Rothenberger Jäger spielten auf

 

 

Die Hütte an den Grafensteinen ist fertig

Einweihung am 30. April / 22 Helfer aus den umliegenden Heimatvereinen waren beteiligt

Die Wetterschutzhütte an den Grafensteinen ist fertig, darüber freut sich das Orga-Team mit (v. l.) Heinz Becker (Heimatverein Neuenkirchen), Gottfried Bercks und Hans Knöpker (Burgsteinfurt) sowie Hannes Oletti und Alfred Heptner (Borghorst). Foto: Altenhülsing

-ba- NEUENKIRCHEN. Die neue Wetterschutzhütte an den Grafensteinen wird am Sonntag, 30. April, um 11 Uhr eingeweiht. Sie wurde im vergangenen Jahr in Gemeinschaftsarbeit der Heimatvereine Borghorst, Burgsteinfurt, Emsdetten und Neuenkirchen errichtet.

Federführend waren Hans Knöpker (Burgsteinfurt) und Gerhard von der Haar (Neuenkirchen) beteiligt. Rund 10000 Euro betragen die Kosten für den Bau der Schutzhütte, die von den drei Heimatvereinen getragen werden. 22 ehrenamtliche Kräfte waren im Einsatz. Sponsoren haben den Bau finanziell unterstützt.

Damit auch die Nachwelt noch nachsehen kann, welche Heimatvereine an diesem Bauwerk beteiligt waren, wurde ein Grundstein eingemauert mit der Beschriftung „Gemeinschaftsarbeit der Heimatverein Borghorst, Burgsteinfurt und Neuenkirchen im Jahr 2016“. Damit auch alle Heimatfreunde wissen, wo sich die Grafensteine befinden, werden noch Hinweistafeln angebracht.

Von der Emsdettener Straße kommend im Ortsteil St. Arnold/Rote Erde liegt hinter den Häusern Kahlert und Beermann der geschichtsträchtige Ort. Auf einer Sanddüne, inmitten von Heidekraut, Krüppelliefern und -birken, steht im Schnittpunkt der Kirchspielgrenzen von Borghorst, Burgsteinfurt, Mesum, Neuenkirchen und Emsdetten ein Ensemble von vier Steingebilden. Sie weisen darauf hin, dass hier über Jahrhunderte das Markengericht getagt und unter dem Vorsitz des Holzgrafen für Frieden unter den Markengenossen gesorgt hat. Die Vorstände der Heimatvereine von Neuenkirchen, Burgsteinfurt und Borghorst haben diesen Standort für wichtig genug gehalten, um für Wanderer und Radfahrer im Jahr 2016 eine Schutzhütte zu bauen.

Was sind das aber nun für Steine, die der Wanderer heute hier vorfindet? Einmal ist hier ein Grenz- oder Schnatstein, der zu der Gruppe von 102 Steinen gehört, die die Grenze zwischen dem Fürstbistum Münster und der Grafschaft Steinfurt absicherten.

Es handelt sich hier um die Nummer 1, die nach der Karte des münsterschen Leutnants Jansinck am 1. Oktober 1788 gesetzt wurde. Daneben gibt es einen weiteren Grenzstein, der die Nr. 8 trägt und den Beweis liefert, dass im Interessenausgleich zwischen Emsdetten und Mesum hier am 30. September 1997 Neuvermessungen mit dem Ergebnis durchgeführt wurden, dass Mesum nicht mehr an dem Schnittpunkt der übrigen Kirchspielgrenzen angrenzt. Für die beiden weiteren Steingebilde von etwa zehn und 15 Zentimetern Dicke ist die Herkunft nicht bekannt.

Schaut man sich alte Bilder an (ältestes Bild von 1926), so kommt man zu der Erkenntnis, dass bis etwa 1985 hier nur drei Steine auf dem kleinen Sandhügel standen. Neben den beiden Grenzsteinen gab es nur noch einen weiteren Stein, der im Volksmund „Grafenstein“ genannt wurde. Es ist allerdings eher unwahrscheinlich, dass dies der Stein sein soll, der über Jahrhunderte diesen Grenzpunkt markiert hat, insbesondere, da der Borghorster Heimatverein in seinen Sachberichten im Bezug auf den so genannten Grafenstein immer wieder neue Definitionen genannt hat: „Grafenstein auf der Haar“, ein „unbehauener Findling“, ein „uralten Granitblock“, „de graute Kiesling“ oder auch „Grauer Stein“.

Auch Franz Floer, der 1914 in seiner Dissertation über die Ostendorfer Mark berichtete, spricht davon, dass er mitten in der Mark auf Granitsteine gestoßen sei, die sich für ihn als verwitterte Zeugen einer längst vergangenen Zeit darstellten. Auch der Kunsthistoriker Uthemann, der im Auftrage des Vermessungsamtes des Kreises Steinfurt 1988 die Grenzsteine zur Grafschaft Steinfurt untersuchte, sprach von einem Findling.

Sollte der kleinere der beiden Steingebilde der berühmte „Grafenstein“ sein? Es sind keine Quellen bekannt, die Licht in das Dunkel der Geschichte werfen würden.

Programm am 30. April

Am Sonntag, 30. April, wird die Wetterschutzhütte eingeweiht, zu der alle Heimatfreunde eingeladen sind. Ab 11 Uhr gibt es Grillwürste und Getränke. Um 11.30 Uhr beginnt die offizielle Feier mit der Begrüßung durch den Neuenkirchener Heimatvereinsvorsitzenden Heinz Becker. Danach sprechen die Steinfurter Bürgermeisterin Claudia Bögel-Hoyer und der Neuenkirchener Bürgermeister Franz Möllering Grußworte. Gottfried Bercks (Heimatverein Steinfurt) spricht über die Bedeutung und Geschichte der Grafensteine, Hans Knöpker (Heimatverein Burgsteinfurt) und Alfred Heptner (Heimatverein Borghorst) von der „Idee bis zur Entstehung der Schutzhütte.

Neuenkirchens Kiepenkerl Walter Rabbers „häff Söten un Klaoren umsüss“ und ab 12.20 Uhr spielen die „Rothenberger Jäger“ Blasmusik.