von Bernhard Altenhülsing

Neuenkirchen Es nähert sich der Termin der jährlichen Wallfahrt der Pfarrgemeinde St. Anna nach Telgte, die am Samstag, 10. September, stattfindet. Aus diesem Anlass hier einmal ein Blick in die Geschichte der Wallfahrten.   

Es gibt keine schriftlichen Nachrichten darüber, wann die ersten Wallfahrten von der Kirchengemeinde aus stattfanden. Aus dem Jahre 1338 existiert ein Ablassbrief. In diesem Ablassbrief bewilligt Papst Benedikt XII, der damals in Avignon/Frankreich residierte, 13 Pfarreien, die nach Eggerode wallfahrten zum Gnadenbild „Maria, Königin vom Himmelreich“, einen Ablass von 480 Tagen. Eggerode ist neben Vinneberg der älteste Wallfahrtsort der Diözese Münster. Bemerkenswert ist, dass die Pfarrgemeinde St. Anna Nienkercken an erster Stelle genannt wird,

Im Jahre 1875 mussten alle Städte und Gemeinden berichten, ob und wie viele Wallfahrten jährlich stattfänden, die durch andere Gemeinden führten. Der Amtmann von Osterwick berichtete, dass die Pfarrgemeinden Wettringen und Neuenkirchen einmal pro Jahr je eine Fußwallfahrt nach Coesfeld zum „Coesfelder Kreuz“ durchführten. Die Prozessionen seien seit Menschengedenken durch Osterwick gezogen. Im Pfarrarchiv befinden sich Unterlagen, dass danach am Sonntag nach Kreuzerhöhung die Wallfahrt stattfand. Alle Teilnehmer trafen sich am 18. September 1875 morgens um 5 Uhr in der Kirche zur ersten Messe. Die Prozession führte dann in Richtung Burgsteinfurt, dass zwischen 7 und 8 Uhr erreicht wurde. Zwischen 9 und 10 Uhr erreichten die Teilnehmer Horstmar, und gegen 11.30 Uhr Darfeld. Gegen 13 Uhr passierte die Prozession Osterwick um dann gegen 14.30 bis 15 Uhr in Coesfeld anzukommen. Am anderen Morgen wurde um 9 Uhr der Heimweg angetreten. Da eine genaue Ankunft der Pilger an der Pfarrkirche nicht möglich war, wiurde beim Ankommen im „Steenriek“ (Beckwermert-Franz Stegemann) eine kleine Glocke geläutet. Die Angehörigen wussten dann Bescheid und eilten zur Kirche, um die Pilger nach dem gemeinsamen Schlusssegen in Empfang zu nehmen. Der Amtmann von Neuenkirchen, C. Ronneberg, teilte 1875 mit, dass früher auch Wallfahrten nach Telgte und Kevelaer stattgefunden hätten Am 19. Juni 1900 begann die Wallfahrt nach Coesfeld  erst um 13.30 Uhr. Es wird vermutet, dass man damals mit der Eisenbahn ab Neuenkirchen oder Neuenkirchen- Land fuhr.  Im Jahre 1904 wurde der Termin der Wallfahrt nach Coesfeld auf den 4. Juli verlegt, weil im Herbst eine Wallfahrt nach Telgte aus Anlass des 250jährigen Jubiläums stattfand. Vielleicht war das die letzte Wallfahrt nach Coesfeld, denn es wurden keine weiteren Unterlagen gefunden. Es ist anzunehmen, dass dann die Telgter Wallfahrt mehr gefördert wurde. Früher fanden sich auch Gruppen zusammen, die den Weg nach Kevelaer zu Fuß zurücklegten. Diese Wallfahrten begannen freitags in der Frühe und die Pilger kehrten am Dienstagabend zurück. Am 13. September 1925  war eine Wallfahrt nach Kevelaer mit der Eisenbahn Nach Beendigung des 2. Weltkrieges erfuhr das Wallfahrtswesen einen Boom. Bei einer Wallfahrt nach Telgte fuhren mit dem Sonderzug 1000 Pilger nach Telgte.

 

 

 Papst Benedikt XII nannte im Jahre 1338  St. Anna Nienkercken als vorbildliche Wallfahrer

 

Mit dieser Glocke, die der 2. Vorsitzende des Heimatvereins Michael Lürwer zeigt, wurde bei der Ankunft der Wallfahrer am „Steenriek“ geläutet.