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Willi Berning ( links) hat eine alte Kopiermaschine wieder „zum Laufen“gebracht. Hier diskutiert er mit dem gelernten Holzschuhmacher AugustHeckmann (rechts) und Maschinenbauer Bernhard Ossege aus Mesum

Tag des offenen Denkmals

Zum „Tag des offenen Denkmals“ hatte der Heimatverein mit der Holzschuhmacherei
einen uralten Handwerkszweig ausgesucht, der viele Besucher aus Neuenkirchen, aber
auch aus den umliegenden Orten, ins Heimathaus am Mühlendamm lockte. Fleißig waren
auch die Bäcker des Heimatvereins. Bauernbrote, Korinthenstuten und Butterkuchen
waren heiß begehrt. Die Frauen in der Küche hatten alle Hände voll zu tun und wenn
alle Tische besetzt waren, setzten sich die Besucher zum Kaffeetrinken sogar an den
Küchentisch. „Ick häv nich wieten, dat ich ne richtige Holskenmaker-Wiärkstier
in´t Heimathus upbaut häbt“, freute sich ein Besucher aus der Nachbargemeinde.
So wurde am Sonntagnachmittag im Heimathaus geschaut, diskutiert  und in der
Werkstatt hatte Willi Berning die alte Kopiermaschine wieder „auf Trab“ gebracht.
Zu den ersten Besuchern gehörten gleich zwei „Fachleute“. Bernhard Ossege aus
Rheine-Mesum hat früher in der Fabrik Jürgens in Emsdetten die Kopier- und
Bohrmaschinen mit gebaut und August Heckmann aus Wettringen-Haddorf ist
gelernter Holzschuhmacher. Er machte von 1961 bis 1964 eine
Holzschuhmacherlehre im Betrieb seines Vaters Gustav Heckmann. Heckmann
erinnert sich, dass früher ein Holzschuhmacher ein Paar 28er Holzschuhe für
Männer am Tag schaffte und dafür 2,80 DM (28 Zentimeter  Innenmaß) bekam.
Im Betrieb Heckmann in Haddorf  erledigten Maschinen den Hauptteil der Arbeit
und nur die Feinarbeit wurde per Hand erledigt. Bis 1975 wurden bei Heckmann
die Holzschuhe angefertigt. Neben der Textilindustrie gehörte die Holzschuhmacherei
mit zu den am meisten ausgeübten Berufen. Die älteren Neuenkirchener, die am
Sonntag ins Heimathaus kamen, haben selbst früher noch Holzschuhe getragen.
Die Holzschuhmacherei war  bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein weit verbreitetes
Handwerk. Noch bis in die Mitte der 1950er Jahre waren Holzschuhe die alltägliche
Fußbekleidung für einen Großteil der ländlichen Bevölkerung in Westfalen, insbesondere
im Münsterland. Ursprünglich war das Holzschuhmachen kein eigenständiges Handwerk.
Kötter und Maurer fertigten im Winter Holzschuhe als Nebenbeschäftigung. Erst nach dem
Ersten Weltkrieg wurde die Holzschuhmacherei zum eigenständigen Handwerk mit
Lehrlingsausbildung und Meisterprüfung. Die Herstellung von Holzschuhen erfolgte seit dem
Ende des 19. Jahrhunderts damit zunehmend nur noch in größeren Handwerksbetrieben
und maschinell ab den 1920er Jahren auch in größeren Stückzahlen. So entwickelte sich
der Beruf  auch in Neuenkirchen bis Mitte der 1930er Jahre zu einer Hochburg des
Holzschuhmacherhandwerks. Schon 1856 wurde die Holzschuh- und Pantoffelfabrik 
H. Tümmers gegründet. Nicht nur das Können des Holzschuhmachers war ausschlaggebend,
sondern auch die Beschaffenheit des Holzes. Es musste Weichholz und mindestens drei Jahre
abgelagert sein. Das auf passende Länge geschnittene Holz wurde dann mit dem Zugmesser
in die richtige Form gebracht. Danach folgte das Aushöhlen mit den Löffelmessern und zum
Schluss der Feinschliff. Ab 1920 erfolgte die Arbeit in den Holzschuhfabriken maschinell.

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Auf einer großen Schautafel informierte der Heimatverein

über die Holzschuhmacherei in der Gemeinde.