Ein Puzzle aus 60000 Namen

Ahnenforschung mit erstaunlichen Ergebnissen /

Erste Einwohnerliste aus dem Jahr 1496

In einem Loch im Boden, da lebt ein Hobbit. Wer kennt sie nicht, die legendären Anfangsworte von John Ronald Tolkiens Herr der Ringe? Die Idee zu den Hobbitbehausungen muss er sich aber wohl in Neuenkirchen abgeschaut haben.

„Um 1800 herum lebten die Menschen in sogenannten erdgrabenden Hütten. Oftmals über fünf bis sechs Jahre lang. In diesen Hütten brannten sie dann selbst die Steine, die sie nach und nach für die Fertigstellung der Häuser verwendeten“, erklärte der 1. Vorsitzende des des Heimatvereins, Heinz Becker. Doch wie kommt man überhaupt dazu, so etwas zu wissen?

Becker und einige andere Neuenkirchener treffen sich einmal im Monat im Heimathaus, um Ahnenforschung zu betreiben. Wer waren unsere Vorfahren, wie und wo lebten sie? Diese Fragen beantworteten sich die drei „Hauptahnenforscher“ Carl Ross und Ida und Ewald Schmittwilken schon vor 20 Jahre. „Wir haben Mittlerweile über 60000 Namen in unserem elektronischen Archiv recherchiert und gespeichert. Das ist so, als setze man ein Puzzle zusammen und stößt dabei immer wieder auf neue Wirrungen und Verstrickungen. „Wir wuseln uns so durch die Geschichte“ sagte Carl Ross.

Eine besondere Bedeutung kommt dabei den Namen zu. Jemand der Kötter oder Zeller hieß, war zum Beispiel ein Kleinbauer. Heuermann war eine Art Untermieter und Arbeiter, Weber ein Weber und Schulte waren die Großbauern.

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Die Ahnenforscher (v.l.n.r.) Ewald Hölscher, Erich Krukkert, Wilma Meyer, Alfred Rengers, Carl Ross, Heinz Becker, Elisabeth Hölscher und Erich Wiegers.

Interessant sei bei der Ahnenforschung zudem die Aufdeckung der unterschiedlichen Verwandschaften. „Unsere erste Einwohnerliste datiert von 1496. Neuenkirchen hatte damals gerade mal 395 Einwohner, Kinder nicht mitgezählt“, sagte Erich Krukkert. Daraus resultieren selbstverständlich auch familiär interessante Verhältnismuster. 

Echte Überschneidungen könne man ab 1749 verfolgen. „Auf der im Jahr 1749 stattfindenden Bischofssynode wurde von dem Fürstbischof Clemens August unter anderem beanstandet, dass viele nicht verheiratet oder verlobte Personen bereits zusammen lebten“, erklärt Erich Krukkert. Und weiter:“ Deshalb wurde beschlossen, ein Verzeichnis der Seelen, ein status animarum, aufzustellen. Bereits zu dieser Zeit haben also lockere Lebensgemeischaften wie sie heute nicht unüblich sind, bestanden. Außerdem war es nicht ungewöhnlich, dass die Männer in ihrem Leben vier bis fünf Mal heirateten. „Das ist auf die damalige hohe Sterblichkeitsrate der Frauen zurückzuführen“ sagte Krukkert.

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Dementsprechend verzweigt sind auch die alten Stammbäume. Eine der umfangreichsten Abstammungstafeln kann hier Erich Wiegers aufweisen. Seid dem zweiten Weltkrieg forscht und sucht er nach seinen Vorfahren, hielt genau fest, wer im Krieg gefallen war. „Wärend der NS-Zeit war es Pflicht, bis über vier Generationen zurück einen judenfreien Stammbaum nachzuweisen“, sagte Wiegers. Anhand der Geburtenlisten aus dem Bistumsarchiv konnte er zusammen mit Carl Ross seinen familiären Stammbaum bis 1685 zurückverfolgen.

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Gefallenenbildchen, die die Gruppe Ahnenforschung sammelte.

Leider hat bisher keiner der Ahnenforscher blaues Blut in sich entdeckt. Dafür war aber auch keiner der Vorfahren ein Henker oder Richter, obwohl: „Als Henker hatte man früher ein hohes Ansehen, auch bei Frauen, denn man galt als wohlhabend, da Henker nur ein Nebenberuf war“, so Becker.

                                                                                                                (MZ swe)


Familien und Ahnenforschung

Der Arbeitskreis Familienforschung trifft sich an jedem 2. Mittwoch im Monat um 18:30 Uhr im Heimathaus. Es liegen über 20 Kirchenbücher von der St. Anna Pfarrgemeinde zur Ansicht aus. In ihnen  sind alle Geburten, Sterbefälle und Hochzeiten von 1680 bis 1902 eingetragen.

Alle Bürgerrinnen und Bürger sind zu den Mittwochabenden herzlich eingeladen.

Für kurze telefonische Anfragen, auch in der Woche, steht Herr NN  gerne zur Verfügung. Tel. 05973 ….

Um die Kirchenbücher heute den interessierten Bürgern zeigen zu können, sind Ida und Ewald Schmittwilken und Carl Ross jahrelang zu dem Bistumsarchiv in Münster gefahren und haben diese mit der Hand abgeschrieben . Inzwischen sind die Daten auch im Computer erfasst worden. 52 000 Namen, nicht nur aus Neuenkirchen, sondern aus den umliegenden Orten wie Wettringen, Salzbergen, Mesum/Rheine, Emsdetten und Steinfurt sind im Internet unter NN  und NN 

 Ewald Schmittwilken und Karl Ross (vl) Gründer der Gruppe „Familienforschung“

Mitglieder der Gruppe Familienforschung

vl. Erich Krukkert, Ida Schmittwilken, Erich Wiegers und Karl Ross.